Behandlungsfreie Bienenhaltung ?

Aus meiner Sicht gibt es keine Alternative

Die Honigbiene bringt alles mit, um sich an Veränderungen und auch die Varroa Milbe anzupassen. Ein Beispiel dafür sind die Bienen in Gwynedd, Wales. https://vimeo.com/157019200

Behandlungsfreie Bienenhaltung?

Nur muss ich mir gerade abgewöhnen zu sagen, dass ich nicht behandel. Es gibt ja eine Pflicht den Befall zu kontrollieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Wir „Nichtbehandler“ handeln und behandeln ja mehr, als manch konventioneller Imker. Nicht behandeln wird mit verwahrlosen gleichgesetzt. Wir behandeln naturnah. Erst am Montag habe ich meinen Mitstreitern im Biosphären Reservat gesagt, dass sie nicht versehentlich mal der Journalistin sagen sollen, dass wir unsere Bienen nicht behandeln. Darauf hin haben wir uns vorgenommen, mal die Behandlungsmaßnahmen aufzuschreiben.

1. Imkern mit natürlichem Schwarmtrieb: Brutunterbrechung! Sowohl im Schwarm, als auch im Muttervolk Milbenreduktion. Natürliche Auslese, die stärkste Königin und die vitalsten Drohnen kommen zum Zuge. Jedes Jahr Schwärme durch das natürliche Beutenvolumen.

2. Auslese: Nur die robusten, angepassten Völker überleben. Bei den verwildert lebenden Völkern in Baumhöhlen hat diese Auslese stattgefunden. Die durch den Menschen veränderte Biene und die veränderte Milbe spielen eine große Rolle. (Natürlich würde bedeuten, die einst einheimische regional angepasste, bei uns Dunkle Biene, in Kärnten Carnica u.s.w. Diese wurde durch den Menschen ausgetauscht. Seeley und andere Wissenschaftler beschreiben, dass diese Regionalität von großer Bedeutung ist. Ich komme vom Thema ab. Und doch ist es Kern des Themas. Eine natürliche Auslese des Bienen Mix wird nie wieder den Ökotyp hervorbringen. Freunde der Dunklen Biene haben festgestellt, dass wenig züchterisch veränderte Dunkle besser mit der Milbe klar kommen. Deshalb interessieren sich besonders Varroa Tolleranz Züchter aber auch Buckfast Züchter für die Dunkle. Nach meiner Auffassung ist es keine Eigenschaft der Dunklen. Milbe und Biene sind sich ja vorher noch nie begegnet. Vielmehr sind es die wenig züchterisch veränderten Bienen, welche die Freunde der Dunklen vom Rande Europas holen. Besonders vorteilhaft ist hier das kleine, an die Tracht angepasste Brutnest. So gibt es immer wieder Brutpausen, wenn die Trachtbedingungen schlechter werden. Den gleichen Effekt würde es sicher auch mit wenig veränderten Carnica oder Ligustica geben. Aber es sollte eben jede Unterart da bleiben, wo sie hin gehört.) Und auch die angepasste Milbe muss im Schwarm und im Muttervolk verbleiben. Diese wird bei Kunstschwärmen und leider oft auch bei Naturschwärmen mit Milchsäure behandelt. Die Genetik eingeschleppter Milben durch Verflug und Drohnen würde schnell Überhand nehmen. Die Jahrelange Säurebehandlung hat Säuretollerante maßlose Milben gezüchtet

3. warmhaltige Beute und Beutengeometrie: Dicke Wandung, diffusionsoffen, weniger Aufwand für Wärme und Feuchtigkeitsregulierung, mehr Zeit für das Putzverhalten. Idealer Weise in einem lebenden Baum. Die Jahreszeitlich veränderten Saftströme wirken im Sommer wie eine Klimaanlage und im Winter reduzieren sie die Feuchtigkeit im Baum. Todholz in der Baumhöhle hat eine schnell Feuchtigkeit ausgleichende Wirkung.

4. Naturwabenbau: Das natürliche Beutenvolumen und der Stabilbau lassen eine bessere Kommunikation und Arbeitsteilung zu. Keine zusätzlichen Störfaktoren wie Chemie in Mittelwänden und Drähten in den Rähmchen. Das durch die Imker vergrößerte Zellenmaß der Mittelwände verlängert die Brutzeit um ca. einen Tag und sorgt so für eine bessere Milbenentwicklung. Im Naturbau ist das Zellenmaß auf die Unterart angepasst. (Zu klären wäre noch ob, es bei einem Bienenmix zu unterschiedlich großen Zellen kommt. In der Bienenkommunikation durch tänzeln kommt es zu Deutungsfehlern, da sie einen unterschiedlichen Dialekt haben. Carnica und Ligustica haben einen Radius von 3 km und die Dunkle hat einen Radius von 5 km. Ähnliche Konflikte kann ich mir auch beim Zellenmaß und anderen Parametern vorstellen)

5. keine Manipulation im Volk: Der Austausch von Waben und Bienen überträgt Krankheiten. Regelmäßige Volksdurchsichten verändern die Temperatur und das Stockklima. Es kann mehrere Stunden dauern, bis wieder das Optimum hergestellt ist. Hier verlängert sich die Brutzeit. Das ist positiv für die Milbenentwicklung. Auch jedes umhängen von Waben im Volk verursacht Stress und bindet Arbeitskraft die sonst der Bienenpflege und Milbenreduktion zur Verfügung stünden.

6. belassen des eigenen Honigs: zum einen ist es der minderwertige Nährwert von Zucker und der zusätzliche Aufwand den Zucker zu verarbeiten. Aber hauptsächlich sehe ich in den Verschiedenen Nektaren die Bienenapotheke, welche die Bienen Sortenrein einlagern und bei Bedarf auch anwenden. Wenn zu natürlichen Krankheiten noch die Milbe und ihre Vieren hinzu kommen, kann es schnell das Aus bedeuten. Ein sonst gesundes Volk kann Studien zufolge auch mit dem Flügeldeformationsvirus umgehen und sich seine Medizin aus Baumpilzen besorgen.

7. Der Standort: Auch bei konventionellen Beuten ist die Einzelaufstellung ein riesen Vorteil. Auch hierzu gibt es Studien von Seeley. Im Schulgan Tash Nationalpark gibt es pro km2 eine Baumhöhle. Von 3 Baumhöhlen ist nur eine besiedelt. Auch vom Hobos Team gibt es Angaben aus unseren Wäldern

Ich wollte eigentlich nur mal schnell die Punkte aufschreiben, die mir sofort durch den Kopf geschossen sind. Ist halt ein bisschen mehr geworden.

Die Diskussion ist eröffnet. Habe ich Themen vernachlässigt? Habt ihr Ergänzungen? Was sind eure Bedenken?

Es soll keine Aufforderung sein, einfach drauf los zu machen. Viel mehr baue ich auf eine offene Gesprächskultur mit meinem Imker Nachbarn. Auch im Imkerverein strebe ich eine offene Gesprächskultur an. Die Zeit ist reif, diese alternativen Behandlungsmöglichkeiten zu diskutieren. Je nach Standort und Bienendichte sind die Maßnahmen anzupassen. Eine offene Diskussion ermöglicht Erkenntnisse über Erfolge und Rückschläge. Erfolge weniger im Verborgenen lassen sich multiplizieren. Rückschläge kann man differenzierter betrachten und Schlüsse daraus ziehen.


Ich freue mich , wenn du mit diskutierst. Dies kannst du unter meinem Facebook Beitrag: https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=4210821162324087&id=100001887330169&sfnsn=scwspmo