Bienen

2 jährige Ausbildung zum Imker 

Ein spannender Beruf an der Natur und mit der Natur.  So richtig wollte der Funke aber nicht überspringen. Hier gab sich einer unserer Lehrer Mühe uns Basiswissen über die Bienenzucht beizubringen. Ich saß gelangweilt in der letzten Reihe und spielte mit meiner Kamera. Auch im Praxisteil habe ich mich alles andere als geschickt angestellt. 

1990 habe ich es dann doch geschafft, mit einem gut die Ausbildung abzuschließen. Ich habe nach der Ausbildung nicht mehr mit Bienen gearbeitet und auch nie eigene Bienen besessen. Ich habe die Bienen und ihre Probleme aber nie aus den Augen verloren. 

Wesensgemäße Bienenhaltung: so stelle ich mir das vor

Es ist 2018. Der Funke ist übergesprungen. Viele Jahre habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. So wie ich es gelernt habe führt der Weg für den Imker und für die Biene in eine Sackgasse.  

Über 15 Mio Jahre hat die Honigbiene wild in ausgehöhlten Baumstämmen am Waldrand gelebt. Auch hier gab es Unwegsamkeiten, Klimaveränderungen, Krankheiten. Nehmen wir mal so eine Eiszeit an. Es wird kälter. Die meisten Bienen sterben. Nur ein paar wenige Volker überleben. Die, die sich einen besonders großen Honigvorrat angelegt haben. Oder die eine besonders geschützte Behausung aufgesucht haben. Die, die auch bei kalten Temperaturen geflogen sind um Pollen zu sammeln und somit ihr überleben gesichert haben. Sicher gab es auch Tiere die solche Eiszeiten nicht überlebt haben. Die Honigbiene wurde auch weit nach Süden verdrängt, hat sich aber weiter angepasst und bis in den Norden und in den Osten bis zum Ural neu ausgebreitet. 

Diese Anpassungsfähigkeit möchte ich der Biene wieder zurück geben. Das geht nur, wenn sie sich auf natürliche Weise durch Schwärme vermehren kann. Auch die Behausung und die Betriebsweise sollte so naturnah wie möglich sein. 

Im Prinzip so wie eine wesensgemäße Bienenhaltung weithin bekannt ist.  Was bedeutet wesensgemäß und artgerecht? Da gibt es keine Richtlinie wie bei Bio oder Demeter. Jeder kann selbst bestimmen was er dem Wesen gemäß ansieht, oder was der Art gerecht wird. Meine Bienen sollen auf Honig überwintern, in baumähnlichen Behausungen direkt und wild ihre Waben rein bauen, nicht durch Absperrgitter getrennt werden und natürlich schwärmen dürfen. Auch eine chemieffreie Imkerei strebe ich an. Das dies funktioniert belegen eindrucksvoll die Varroa resistenten Völker vom Gotland Projekt, in Schweden, die Varroa tolleranten Bienen von Avignon in Frankreich und die von Thomas Seeley beobachteten Bienen in den USA Auf dieser Webseite werden nicht nur die genannten Projekte, sondern auch der Bücherskorpion vorgestellt. https://chelifer.de/varroa/ Weitere interessante Links https://vimeo.com/157019200 http://www.imkereibedarf-muhr.de/Tipp... http://tirol.orf.at/news/stories/2659... https://www.volksstimme.de/lokal/kloe... 

Meine Bienen ziehen ein

Vor 12 Tagen habe ich meine ersten Bienen bekommen. Ein toller Moment für mich und hoffentlich auch für die Bienen. 2 Kunstschwärme durften nach 2 Tagen Kellerhaft in den Baumstamm und in den Bienenkorb einlaufen. Aus Zeitgründen werden die Bienen häufig eingefegt oder eingeschlagen. Zum Einlaufen habe ich ein helles Tuch auf eine Rampe gelegt. Die ersten Bienen nahe ans Flugloch gefegt und diese flüchten in die Höhle. Sehr schnell haben die Bienen die Behausung für gut befunden und begonnen zu sterzeln. Ein erhebender, unbeschreiblicher Moment, inmitten der summenden Immen zu erleben, wie die Bienen vor dem Flugloch stehend ihr Hinterteil den aussenstehenden Bienen hinstrecken um mit ihren Duftstoffen den Stockgenossinen den Weg zu weisen. Ich konnte kaum ein Wort sprechen und war ganz benommen. Zumal ich das an dem frühen Abend gleich ein zweites Mal erlebt habe, als der 2. Kunstschwarm in den Korb eingelaufen ist. Den kleinen Fegling konnte ich gleich in die Warre Zarge fegen. Bereits nach 2 Tagen schimmerten die ersten Waben durch den Bienenknäul hindurch. Anfangs wollte ich ausschliesslich Behausungen mit feststehenden Waben haben. Letztendlich bin ich doch den Ratschlägen anderer Imker gefolgt und habe mir eine naturgemäße Beute gesucht, die es trotzdem ermöglicht die Waben zu ziehen um sie und die Bienen studieren zu können. Es ist eine Warre Beute mit Fenster in den Zargen. Unheimlich praktisch, um meine Neugier zu befriedigen, ohne jedes Mal das Volk zu stören. Über die Behausungen und die Betriebsweisen werde ich berichten. Auch, wenn mal etwas schief geht. So wie mit dem Wachs zur Orientierung. Das hat jemand in einem russischen Forum gelesen. Es mag sogar auf einer Holzleiste ganz ohne Wachs funktionieren. Aber wohl nur, wenn die Holzleiste zwischen 2 Waben hängt und nur der Zwischenraum zu gebaut wird. Also eine Mittelwand besorgen und schmale Anfangsstreifen am Holz befestigen. 

Natürlicher Wabenbau

Ich bin total begeistert, wie fleißig meine Mädels ganz ohne mein zutun waren. Eigentlich wollte ich auch nicht an die Beute gehen um die Bienen nicht zu stören und nicht das komplette Stockklima durcheinander zu bringen. Aber ich hatte das Leinen Tuch noch nicht angebracht, damit die Immen nicht die Tür zubauen. Ich stand mit offenem Mund da wie du dir sicher vorstellen kannst. Also schnell Handy raus, um auch dir das zu zeigen. 

Zeidler und Klotzbeuten Kurs 

Die Bienenhaltung in ausgehöhlten Baumstämmen erfreut sich wachsender Beliebtheit. Ein ausgestorbenes Handwerk hat über Russland und Polen den Weg zurück nach Deutschland gefunden. Bei einem Zeidler und Klotzbeuten Kurs in Borchen Schloss Hamborn konnten wir erleben, wie die Zeidler ihr Handwerk ausgeführt haben und selbst einen Baumstamm mit traditionellen Werkzeugen aushöhlen. 

Hier der Link zur Sabinenimkerei https://www.sabienenimkerei.de/ Fotos: David Cyklarz https://david-cyklarz.de/  Quelle Illustration: https://de.wikipedia.org/wiki/Zeidlerei Zeidlerei – Historische Darstellung der Waldimkerei aus Adam Gottlob Schirachs Wald-Bienenzucht von 1774 

Insektensterben: Ist die Honigbiene auch bedroht? 

Das Insektensterben ist ein aktuelles Thema. Oft wird es dann mit Aktivitäten für die Bienen in Verbindung gebracht. Und da ist die Honigbiene gemeint. Dabei befindet sich die Honigbiene in imkerlicher Obhut und ist nicht wirklich vom Aussterben bedroht, sondern ihre wild lebenden Schwestern. Von den 580 Arten in Deutschland sind mehr als die Hälfte bedroht und stehen auf der Roten Liste.  Leider auch schon viele mit der Zahl Null. 


Aber ist es wirklich so, das die Honigbiene nicht vom Aussterben bedroht ist? Tatsache ist, die Bienen und auch die Imker haben es mit widrigen Bedingungen zu tun. Ausgeräumte Landschaften, Pestizideinsatz auf den Feldern, die eingeschleppte Krankheit Varroa Milbe und so manch bedenkliche Imkerpraktiken machen den Bienen das Leben schwer. Aber mit immer ausgefeilteren Methoden schaffen Imker und Bienen es immer wieder nach Völkerverlusten durch Ableger wieder die ursprüngliche Völkerzahl zu erreichen. 

Als Hobbyimker habe ich mir da so meine Gedanken gemacht. Zurück zum Ursprung. 

Einst wurden die wilden Bienenvölker von den Zeidlern in den Wäldern bewirtschaftet. Das Handwerk des Zeidlers erlebt gerade eine Wiederentdeckung. Wer dazu mehr erfahren möchte informiert sich am besten bei Sabine in der Sabinenimkerei. https://www.sabienenimkerei.de/ Das Netzwerk reicht von Deutschland über Polen bis an den Ural. 

Irgendwann holte sich der Zeidler Baumstämme nach Hause und bewirtschaftete sie dort. Da war der Beruf des Imkers geboren. Durch Selektion und Zucht wurde die Honigbiene verändert, um mehr Honig von den Bienen zu bekommen. Es wurde mit Bienen aus Italien ( Ligustica ) und aus Kärnten in Österreich ( Carnica ) experimentiert und die Carnica als leistungsstärkste auserkoren. Eigentlich müsste ich hier auf Johannes Dzirzon näher eingehen, der als erster mit beweglichen Rahmenleisten arbeitete. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Dzierzon#/media/File:Dzierzon.jpg ( Urheber Von A. Steinmann - http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Dzierzon.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9889836 ) und auf Guido Sklenar mit seiner Linie 47. Das waren 2 Meilensteine in der Bienenzucht. Aber das ausführlich zu beschreiben würde hier den Rahmen sprengen. https://www.sklenarbiene.com/sb/de/information/ueber-sklenar 


Mit der erfolgreichen Zucht geriet die einst einheimische Dunkle Biene Apis mellifera mellifera immer weiter ins Hintertreffen. Sie wurde als Hüngler Typ bezeichnet. Im Frühjahr entwickelte sich die Volksstärke sehr langsam. Da waren die Carnica Imker schon das erste mal am Honig schleudern. Wenn mal weniger blüht, wir Imker nennen das Trachtmangel, reduzierte das Volk die Bruttätigkeit oder stellte sie sogar ganz ein. Nur wenige Imker sahen die Vorteile dieser noch sehr ursprünglichen Biene. Heute wird gefüttert wenn das Nektarangebot nicht reicht. Das hat die Biene früher durch sparsamen Honigverbrauch gesteuert. Heute legt der Imker Brutpausen ein, um die Entwicklung der gefürchteten Varroa Milbe in der Bienenbrut zu unterbrechen. Auch das könnte ein Vorteil der natürlichen Brutpause sein. Nach dem Krieg wurde in Ost und West auf Leistung getrimmt und die Dunkle Biene systematisch verdrängt. Die wenigen Imker die an ihr festhielten waren umzingelt von Carnica Hochleistungsbienen. Bei der natürlichen Vermehrung durch den Schwarm wurde die Königin von den Carnica Drohnen begattet. Das Erbgut vermischte sich, bis es schließlich komplett verdrängt wurde. Auch die wenigen wild in Baumhölen lebenden Dunklen Bienen waren dieser Überzahl ausgeliefert. Die Bienen in imkerlicher Obhut werden bei Trachtmangel mit Zuckerlösung gefüttert. Die Wild lebenden Bienen haben ihren sparsamen Umgang mit dem Futter durch die Kreuzung mit der Carnica Biene eingebüßt und sind höchstwahrscheinlich verhungert. Heute vereinzelt wild lebende Honigbienen sind Schwärme von Imkern und Kreuzungen verschiedener Linien. Diese werden als Landbiene bezeichnet haben aber nichts mehr mit der Wildform zu tun. 

Die Dunkle Biene Apis mellifera mellifera wurde durch den Imker in Deutschland ausgerottet. In Europa gibt es noch in einigen Regionen kleine Vorkommen der Dunklen Biene. So zum Beispiel in Skandinavien, auf den Britischen Inseln und in Polen. Im Schulgantasch Nationalpark in Russland https://shulgan-tash.ru/sohranenie-burzanskoi-bortevoi-pcely leben sie in Baumhöhlen, und vermehren sich durch den natürlichen Schwarmtrieb. Es wurde zunächst die übliche Varroa Behandlung angewendet. Aus Arbeitsschutz Gründen konnte aber die Sicherheit der Mitarbeiter nicht gewährleistet werden und man hat die Behandlung abgesetzt. Bienen und Varroa Milbe leben in einem Gleichgewicht miteinander. 


Meine Frage: Warum ist die Dunkle Biene nicht auf der Roten Liste der vom aussterben bedrohten Wildbienen zu finden? https://www.wildbienen.info/downloads/eucera-1-2008-03.pdf  Weiß kein Naturschützer das es sie mal gab? Oder sind es die Imker die mit ihrer domestizierten Hochleistungsbiene so zufrieden sind? Oder schämen sich die alten Imker diese besondere über Jahrtausende an die Region angepasste Biene auf dem Gewissen zu haben? Oder erkennen die Naturschützer die Linie Apis mellifera mellifera nicht als Wildbiene an? Oder fürchten sich Liebhaber der Solitärbienen vor einer Nahrungskonkurenz durch Honigbienen? Nordrhein Westfalen ist das einzige Bundesland welches sie auf der Roten Liste führt. Korrekter Weise mit Null.

Auf Bundesebene findet sie keine Erwähnung.


Ich stelle mir das gerade bildlich mit dem Schwein vor. Würden alle Wildschweine durch eine Seuche sterben, würden sie dann auf die Rote Liste kommen? Oder würden tatsächlich Naturschutzbehörden sagen, es gibt sie noch in ausreichender Zahl in den Schweinemastanlagen? Es würde wohl auch keiner auf die Idee kommen die rosa Schweine in den Wald zu bringen um sie auszuwildern. Sie sind auf die Fütterung durch den Menschen angewiesen und würden massenweise sterben. Nur wenige würden überleben und die Anpassung würde viele Generationen dauern und niemals das ursprüngliche Wildschwein hervorbringen. Vielmehr würde man in anderen Regionen Europas oder in Tierparks oder in Privathaltung schauen wo es noch Wildschweine gibt und von den wenigen verbliebenen neue Wildbestände aufbauen. 


So in etwa sieht die Situation gerade bei den Honigbienen aus. Die wenigen wild lebenden Honigbienen in den Wäldern sind Nachkommen von den domestizierten, also durch den Imker auf Hochleistung gezüchteten Biene. Sie zu erforschen ist unheimlich spannend, hat aus meiner Sicht aber sehr viel mit dem rosa Schwein gemeinsam. Die Bienenvölker, die ohne imkerliche Obhut überleben und ohne Behandlung mit den Krankheiten klar kommen sind sehr interessant für den Imker. Hier fand eine natürliche Selektion und Anpassung statt. Aber mit Naturschutz hat das aus meiner Sicht nichts zu tun. Hier sollte man differenzieren. So wie Paul Westrich in seinem Buch „ Die Wildbienen Deutschlands“ beschreibt, steht die domestizierte Honigbiene in Nahrungskonkurenz zu den Solitärbienen. Unter den Wildbienen gibt es sogenannte oligolektische Bienen die sich auf den Pollen weniger oder gar einer einzigen Blühpflanze spezialisiert haben. Da können dann zu viele Hochleistungsbienen zur Lebensbedrohung werden. Die einst einheimische Dunkle Biene hingegen ist maßvoll und nicht nur an die Pflanzenwelt sondern auch an die Insektenwelt angepasst. 


Zurück zum Schwein. Die kann man räumlich voneinander trennen und so eine Verkreuzung verhindern. Das ist bei den Bienen schwieriger aber nicht unmöglich. Um die letzten Dunklen Bienen in Imkerhand in der Schweiz zu erhalten hat man 2 Schutzgebiete geschaffen, in denen nur Dunkle Bienen gehalten werden. Auch in Belgien gibt es so ein Schutzgebiet und gleich 10 davon in Frankreich. Leider kein einziges in Deutschland. In solch einem Schutzgebiet könnte man Dunkle Bienen in Baumstämmen ansiedeln, die sich dann durch Schwärme vermehren und sich regional anpassen. Bisher gibt es noch keinen Verein, der dies zum Ziel hat. Aber die Bemühungen die Dunkle Biene zu erhalten, zu vermehren und regional anzupassen gibt es. Sehr aktiv arbeiten hier die „Dunkle Biene Sachsen e.V“ https://dunkle-biene-sachsen.de/ und der „Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland e.V.“ https://www.dunkle-biene.com/ 

Auf eine Initiative bin ich dann doch noch gestoßen. Die Stiftung Aurelia. https://www.aurelia-stiftung.de/de/aurelia-stiftung/ Es gibt hier zahlreiche unterstützenswerte Projekte. Eins davon ist die Arterhaltung der Dunklen Biene. Aktuell wird nach einer abgeschiedenen Region gesucht. Als erstes habe ich an den Naturpark Drömling gedacht. Ein 340 km² großes Gebiet direkt vor meiner Haustür. https://de.wikipedia.org/wiki/Dr%C3%B6mling

Der größte Lindenwald Europas in der Colbitzer Heide schien mir mit seinen 220 ha schon wieder zu klein. https://de.wikipedia.org/wiki/Colbitzer_Lindenwald 

Aber der angrenzende Truppenübungsplatz mit seinen 230 km² macht diese Region schon wieder interessant. 


Ein Platz wird sich schon finden. Der Status auf der Roten Liste wäre schön, aber keine Bedingung. Was aber benötigt wird ist Geld. Und da könnte dieser Status schon helfen. Und natürlich auch jede Spende. 


Und was kannst du für die Bienen tun um dem Insektensterben entgegenzuwirken? 



Sicher hast du selbst noch weitere Ideen. Ich freue mich schon auf deine Anregungen in den Kommentaren unter dem Video.